Mit dem GPS durch Vietnam und Kambodscha

OLYMPUS DIGITAL CAMERA(Von Michael Stange) Anfang Februar diesen Jahres startete ich mit dem Rucksack auf eine 22-tägige Reise nach Südostasien. Ich, schon seit Jahren begeisterter Geocacher, hatte mir in mein Lastenheft geschrieben zum einen die atemberaubenden Tempelanlagen von Angkor zu bestaunen, welche bereits Lara Croft begeistert haben und zum anderen auch ein paar „Geo-Schätze “ zu suchen. Also Rucksack gepackt, Flug gebucht und los!

Millionenstadt Saigon
Millionenstadt Saigon

Nach etwas über 14 Stunden Flugzeit landeten wir in Saigon, was allerdings seit der Vereinigung von Nord- und Südvietnam Ho-Chi-Minh Stadt heißt. Da aber Saigon irgendwie exotischer klingt und der alte Name auch von den Einheimischen lieber verwendet wird, bleibe ich hier einfach auch bei Saigon.

Kaum aus dem Flughafen raus, stand ich da. Mitten in der Nacht, in einer 7 Millionen Einwohner Stadt und irgendwie redete jeder auf mich ein. Willkommen in Vietnam. Zuerst musste eine Unterkunft für die Nacht her. Mit Erschrecken stellte ich fest, dass der Flughafen mehrere Kilometer von der Innenstadt entfernt lag und infrastrukturell uns nichts anderes als ein Taxi zur Verfügung stand. An Laufen war bei der heißen Luft auch nicht zu denken. Beim Verhandeln mit den Taxifahrern und der Suche nach einem Zimmer lernte ich bereits die ersten Vorzüge meines GPS Gerätes, im Übrigen ein Garmin Oregon 450, zu schätzen. Zum einen waren viele Unterkünfte auf der Karte als POI (Point of Interest) hinterlegt und zum anderen konnte ich die Entfernungs- und damit verbunden die Preisangaben des Taxifahrers  problemlos halbieren.

In den nächsten Tagen ging es auf Entdeckungsreise durch die Stadt, in das Mekongdelta und zu den Cu-Chi Tunneln. Auf dem GPS hatte ich im Vorfeld eine “Openstreetmap” installiert, welche in der Stadt auch allen Ansprüchen gerecht wurde. Ziel eingeben und los. So wusste man immer, wo man gerade ist und wie weit es noch zum Ziel war, was ohne das Gerät sicher um einiges schwieriger gewesen wäre. Denn es gab fast keine Ausschilderung und wenn doch, dann waren diese fast ausschließlich auf Vietnamesisch. Woraus man als Unbedarfter sich aber auch rein gar nichts herleiten kann.

Cache suchen unter einem Panzer
Cache suchen unter einem Panzer
Gefunden!
Gefunden!

Neben Land, Leuten und deren Kultur hielt ich auch immer wieder Ausschau nach einem der insgesamt 53 Geocaches, welche über ganz Vietnam verteilt liegen. Eine überschaubare Menge, wenn man bedenkt, dass in Deutschland fast jede Kleinstadt auf diese Anzahl kommt. Doch dieses Land hat andere Probleme als Geocaching und so sind wohl fast alle dieser Caches von Ausländern gelegt. Die Masse stellen hier, wie überall die Tradis dar. Es gibt vereinzelte Multis und ebenso wenige Mysterys. Aber es gibt eine überraschend hohe Anzahl an virtuellen Caches, welche entgegen so manchem Tradi immer eine interessante Örtlichkeit zeigten.

Der Kaiserpalast in Phnom Penh
Der Kaiserpalast in Phnom Penh

Mit dem Bus ging es weiter nach Kambodscha. Zunächst in die Hauptstadt Phnom Penh, welche vom Trubel mit Saigon vergleichbar war. Jedoch fand ich hier alles noch ein bisschen chaotischer. Ganz besonders den Verkehr. Unzählige Mopeds, wenige Autos, zusammen mit Fußgängern wuselten auf der Fahrbahn wild durcheinander. Das Recht des Stärkeren schien hier mehr zu gelten als rote Ampeln und dreimal gehupt war allen lieber, als einmal gebremst. Und hier kam meine Begleiterin doch glatt auf die Idee, dass wir uns ein Moped ausleihen um zu dem ca. 30 km entfernten “Tonle Sap” zu fahren. Einem See, welcher zweimal im Jahr seine Fliesrichtung ändert. Verrückt – wen wundert’s?

Michael Stange beim Geocachen
Michael Stange beim Geocachen

Es brauchte etwas Überzeugungsarbeit ehe ich mich mit der Idee anfreunden konnte. Allerdings muss ich gestehen, dass ein just am selben Tag veröffentlichter Geocache an meiner Einwilligung nicht ganz unbeteiligt war. Ein FTF in Kambodscha, einem Land mit gerade einmal 30 Geocaches und fast 10.000 km entfernt von zu Hause, war für mich ein Argument.

Verrückt war dann auch die Tour. Während ich als Fahrer tausend Tode starb, war meine Begleiterin als Sozius ganz entspannt. Fotografierte während der Fahrt und was viel wichtiger war, navigierte mich mit dem Oregon sicher zum Ziel. Was mir erst im Nachhinein bewusst wurde, so routiniert funktionierte das. Denn auch hier waren die Verkehrszeichen mit Hieroglyphen nur so gespickt, dass wir andernfalls ganz schön aufgeschmissen gewesen wären.

Nach einer Stunde Fahrt über staubige Straßen und Wege, einer Polizeikontrolle nach dem Motto „Money my Friend“, durch Reisfelder und vorbei an Wellblechhütten, kamen wir voller Adrenalin am See an. Die Suche nach dem Cache war wieder ein Ding mit Pfiff, da ich voller Skepsis war, was ich wohl aus dem Loch ziehen würde. Eine Schlange, einen Skorpion oder dann doch die Dose? Am Ende war es die Dose mit einem taufrischen Logbuch. Glück gehabt!

Bambusbahn -
Bambusbahn – “Bahnhof”

Weiter ging es nach Battambang, wo wir 20 km mit der abenteuerlichen Bambusbahn, einer primitiven Bambusplattform mit zwei Achsen und einen Rasenmähermotor, über das stillgelegte Gleis der ehemaligen Eisenbahn fuhren. Unser junger Fahrer im Teenageralter fühlte sich beim Anblick der Geschwindigkeit auf dem GPS zu Höchstleistung angestachelt. Fast 40km/h erreichte unser Gefährt auf der in Schlangenlinien liegenden Strecke.

Nach Siem Reap, folgten wir auf den Spuren von Lara Croft oder den alten Khmer Königen,  durch die Tempelruinen von Angkor. Mit dem GPS sicher durch den Dschungel zu einem abgelegenen Tempel, wo es im Übrigen auch wieder einen Cache zu finden gab.

Ha Long Bucht
Ha Long Bucht

Zurück in Vietnam widmeten wir uns nun den Norden, welcher nicht nur vom Klima ein ganz anderes Bild zeigte. In der Ha Long Bucht gab es neben den Schönheiten des Weltkulturerbes zur Abwechslung ein paar wirklich lohnenswerte Earthcaches. Der Paperless-Geocaching-Funktion des Navigationsgerätes sei Dank, erfuhren wir mehr über die erdgeschichtliche Entstehung von Höhlen und mitunter bizarr wirkenden Felsformationen in der Bucht.

Entlang der Küste ging es mit dem Nachtzug 15 Stunden in Richtung Süden, mit der ehemaligen Kaiserstadt Hué als Ziel. Allein die Zugfahrt war ein Abenteuer was Seiten füllen könnte, aber hier leider den Rahmen sprengt. Nur so viel sei gesagt, schlechte Wagen und Schienen, Krabbeltiere im Bett und letzten Endes zwei überfahrene Vietnamesen, vermag es noch heute mir einen kalten Schauer über den Rücken zu jagen.
Dafür war Huè eine Reise wert. Hier gab es viel zur alten Kultur Vietnams zu sehen, welche für mich als Laien von alten chinesischen Dynastien geprägt zu seien schien.
Wieder einmal dem GPS sei Dank fanden wir den Weg über den Wolkenpass nach Hoi An, welches zum einen die Klimazonengrenze zwischen Nord-/ und Südvietnam darstellt und gleichzeitig die Territorialgrenze der beiden ehemaligen Länder.

Angkor Ta Phrom Tempel
Angkor Ta Phrom Tempel

In Hoi An ging unsere Abenteuerreise ihrem Ende entgegen. Aber nicht ohne noch eine Mopedtour zu Tempelruinen unternommen zu haben. Wie immer lotste uns das GPS souverän über die kleinsten Straßen, Fähren mit dem Charme von afrikanischen Flüchtlingsbooten, eine Brücke die keine zwei Meter breit aber dafür 200 Meter lang ohne Geländer über einen Fluss führte, durch Reisfelder, vorbei an Land und Leuten. In Anbetracht dessen verblasste das eigentliche Ziel, die Tempelruinen und wir konnten die Fahrt zurück kaum erwarten.
Am Ende der Reise war ich sehr froh, das GPS nicht zu Hause gelassen zu haben, so viele Erlebnisse und Eindrücke haben wir dem unscheinbaren Gerät zu verdanken und sahen Facetten der Länder, die uns sonst wohl verborgen geblieben wären.

Michael Stange an der Kambodschanischen Grenze
Michael Stange an der Kambodschanischen Grenze

Über den Autor:

Michael Stange war 3 1/2 Wochen in Vietnam und Kambodscha unterwegs. Von 20 Cache-Funden bis hin zu einer Bambusbahn-Tour mit GPS-Gerät hat er viel erlebt und berichtet hier über seine spannenden Abenteuer.

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