Ultra-Radmarathon mit Sondergenehmigung

Ich beim Schweizer Radmarathon(von Lukas Klöckner) Es ist geschafft! Der Schweizer Radmarathon liegt hinter mir und somit auch eine Strecke von über 700km. Der Schweizer Radmarathon ist eine der größten Veranstaltungen in der Schweiz und in Europa für Extremradsportler. Um überhaupt dort starten zu können, musste ich mich erst beim Veranstalter um eine Sondergenehmigung kümmern, da ich erst 16 Jahre alt bin. Als dann die Nachricht kam, dass ich starten darf, war ich überglücklich. So bereitete ich mich akribisch auf den Start vor. Die Vorbereitung verlief gut, auch wenn es mal Tiefpunkte gab und die Schmerzen im rechten Knie sehr stark wurden. Doch konnte ich schnell die Fehler finden, die dazu führten und sofort beheben.

Somit ging ich dann am 28.06. um 7 Uhr vollkommen regeneriert, mit einem Überschuss an Kraft und Willen und einer sehr großen Motivation an den Start. Zwar war ich zu diesem Zeitpunkt schon seit über zwei Stunden wach, doch diese Müdigkeit verging in einem Moment: als ich meinen Chip für die Zeitmessung am Start abgegeben hatte, das Gerät den ersehnten Pieps-Ton von sich gegeben hatte und ich endlich losfahren durfte. Ich sah noch einmal meine Betreuer, die ich später an den einzelnen Checkpoints wieder gesehen habe. Sie feuerten mich nochmal kräftig an und so ging es grob Richtung Basel zu Checkpoint eins. Das schöne Wetter Freitagmorgen gab mir ein beflügelndes Gefühl und ich war viel schneller, als ich es mir eigentlich zum Warmfahren vorgenommen hatte. Auch bei meinen Betreuern war eine super Stimmung und so ging es weiter Richtung Koblenz am Rhein in der Schweiz und dann hoch in den Schwarzwald. Der Anstieg verlief Problemlos, und ich fragte mich auf den 20km, wie man denn so schnell den Schwarzwald hochfahren kann. Es war ein Traum!

Oben angekommen fing es für einen kurzen Moment an leicht zu regnen, und die Luft wurde etwas schwül, doch auch dies beeinflusste mich und mein Team keineswegs und wir machten uns gemeinsam auf den Weg wieder Richtung Schweiz an den Bodensee.  Dort angekommen warteten auf uns angenehme Temperaturen und ein herrlicher Ausblick über den gesamten Bodensee. Es ging immer wieder durch kleine schöne Städtchen und direkt entlang am Ufer des Bodensees Richtung Rorschach. Mittlerweile hatte ich nur noch einen vor mir gestarteten Fahrer vor mir und ich lag gut in der Zeit. Anschließend ging es das Rheintal auf Schweizer Seite Flussaufwärts Richtung Sargans hoch. Hier zeigte sich noch ein letztes mal die Sonne, bis diese hinter den Bergen verschwand und es langsam anfing zu dämmern.

Die letzten Sonnenstrahlen gaben noch einmal Kraft und ich kam in der Dämmerung in Sargans an. Dort wurde dann das Rennrad für die Nacht vorbereitet, ich stärkte mich noch mal gut und nahm Flaschen mit Koffeinzusatz mit auf die Fahrt. Es ging nun in die Nacht hinein Richtung Zürichsee, bis dahin war es bereits dunkel geworden und ich fuhr den Kerenzerberg im Scheinwerferlicht meines Betreuungsfahrzeuges hoch. Ich fühlte mich wie ein echter Extremradsportler, der Tag und Nacht – wie beim RAAM – am Rennrad sitzt. Dieses Gefühl war traumhaft und ich werde es nie vergessen. Doch musste ich mich schnell auf die Abfahrt konzentrieren und noch ein paar flache Kilometer abspulen bis zum Checkpoint am Zürichsee. Dort angekommen kam plötzlich die Müdigkeit ein bisschen auf und mein Magen begann verrückt zu spielen. Meine Betreuer, immer noch Top fit, rieten mir zu einer kurzen Pause, um kurz zu Ruhe zu kommen. Genau das war das richtige, zumindest gegen die Müdigkeit, nach 15min ging es dann weiter.

Schweizer Radmarathon bei Nacht

Ein weiterer knackiger Anstieg wartete auf mich bis es dann runter zum Zugersee ging und weiter Richtung Luzern. In der Dunkelheit fuhr ich auf einsamen Straßen Richtung See und dort weiter durch menschenleere kleine Ortschaften, wo die Straßenlaternen in einem schönen warmen Orange leuchtetet, sodass man gerade schlafen wollte. Die Temperaturen waren jedoch sehr mild und so kam es in der ein oder anderen etwas größeren Ortschaft zu Kontakt mit Feiernden Menschen, die sich auch nur gedacht haben können: Wer fährt um diese Zeit (3 Uhr nachts) noch Rennrad?? ICH, es war unheimlich schön und ruhig und als dann mein Musikplayer noch ausging, merkte ich erst diese Ruhe, einfach toll.  Am Checkpoint kurz vor Luzern traf ich dann um ca. 4 Uhr morgens auf den Veranstalter Herr Zimmermann, er erkannte mich direkt und gratulierte mir dort schon einmal zu meiner super Leistung, eine tolle Geste, die mich nochmals motivierte. Ich bedanke mich bei ihm noch mal für die Startberechtigung und machte mich in der Morgendämmerung auf den Weg Richtung Brünigpass, dem höchsten Punkt der Strecke.

Mittlerweile hatte ich einen weiteren Fahrer jetzt direkt vor mir,  mit ein bisschen Abstand pushten wir uns gegenseitig den Pass hinauf, doch oben musste ich ihn ziehen lassen. Dies war jedoch kein Problem für mich und so ging es den restlichen Anstieg mit Ersatzmusikplayer und ein bisschen Schmerz in den Beinen weiter hinauf. Leider wurden die Magenprobleme immer größer und unvorhergesehene Pausen wurden eingelegt. Nach der Abfahrt vom Pass ging es an Brienzersee und Thunersee schon Richtung Ziel, doch kam noch eine Schleife vorher in das Emmental. An den beiden Seen entlang, zwischen denen ein Checkpoint gelegen war, war meine Verfassung völlig verschieden. Am ersten, dem Brienzersee, kam am frühen Morgen dann doch die starke Müdigkeit und die Augen wurden auch am Rennrad schwer. Somit musste ich das Tempo drosseln, bevor ich aus Unkonzentriertheit einen Unfall verursache. Am Checkpoint machte ich dann erst einmal einen Powernap, von dem ich mir Besserung meiner Verfassung erhoffte.

Und so war es. Zusätzlich angetrieben durch meine Betreuer (die immer noch putz munter waren!), ging ich motiviert, aber nun im starken Regen, wieder auf die Strecke. Es waren nur noch knappe 100km und als dann der Punkt erreicht war, dass die noch zu fahrenden Kilometer zweistellig waren, bekam ich einen großen Schub und das Ziel kam immer näher. Doch wusste ich auch, dass noch der Anstieg in das Emmental folgte und dieser erwies sich nach über 600km als sehr hart. Der starke Regen und Temperaturen unterhalb der 10 Grad Marke, erschwerten den Anstieg zusätzlich, aber mit dem Ziel vor Augen kämpfte ich mich weiter hinauf und oben angekommen, kam sofort auch der vorletzte Checkpoint. Das Magenproblem spielte auch hier wieder eine große Rolle und ich verlor Zeit. Aber es ging natürlich weiter und ich machte mich auf den Weg Richtung Affoltern, dem letzten Checkpoint vor dem Ziel. Leider konnte man die schöne Landschaft des Emmentals nicht genießen, da alles Wolkenverhangen war und der Regen immer stärker wurde. Hier half mir der Edge 810 das ein oder andere Mal den Weg zu finden, den ich eigenständig wohl kaum mehr gefunden hätte.

Regen beim Schweizer Radmarathon

Am letzten Checkpoint angekommen, stärkte ich mich noch einmal kurz und die Helfer dort wünschten mir eine gute Fahrt für die letzten 35km ins Ziel. Meine Betreuer – immer noch mit Freude dabei – motivierten mich auch noch ein letztes Mal und es ging hinunter Richtung Ittigen bei Bern. Auf den Weg dahin, kämpfte ich dann das erste und einzige Mal auf der ganzen Strecke mit sehr starkem Wind, der mir das Leben nochmal schwer machen wollte. Aber durch das Ziel vor Augen trotzte ich den Böen und es ging schnell in Richtung Ittigen. Als ich in dem Ort war, musste ich kurz an die gesamte Fahrt denken, was passiert ist und wie schön es war. Mir kamen sogar kurz die Tränen, weil dieses Erlebnis das erste dieser Art war und ich meine Freude gar nicht zeigen konnte.

Die letzten 3000 Meter von über 700 Kilometern waren dann nur noch schön, alle Schmerzen und Qualen waren vergessen und die Müdigkeit komplett weg. Als es dann über die Brücke in Richtung Autobahnhotel Ittigen ging, dem Start-/Zielort und ich meine Eltern, Betreuer und Verwandte sah, wusste ich, dass ich es geschafft habe. Ich konnte es gar nicht glauben, was ich geleistet habe und meine Mutter war sehr froh, mich wieder in die Arme schließen zu können. Ich brauchte noch einen Moment bis ich es realisiert hatte, was in den letzten 31 Stunden passiert ist. Es war einfach super. Sofort kümmerten sich wieder alle um mich, dass ich nicht wegen des Wetters krank werde und Herr Zimmermann, der auch wieder im Zielort war, begrüßte mich dort und gratulierte mir zu der Leistung. Außerdem kam ich in Kontakt mit dem Veranstalter des Race across the Alps, der sich über eine Teilnahme von mir in einigen Jahren bei sich sehr freuen würde.

Lukas Klöckner beim Schweizer RadmarathonIch war einfach nur froh und selber glücklich über meine Leistung, was ich nie gedacht hätte, auch wenn ich ein Ziel vor Augen hatte. Insgesamt war ich nun knapp 26 Stunden gefahren und hatte eine Gesamtzeit von 31,5 Stunden. Als kleine Randbemerkung: für die RAAM-Quali hätte ich nur 3 Stunden schneller sein müssen. Ich denke, als 16 jähriger eine starke Leistung. An dieser Stelle auch noch ein Lob an Garmin und den Edge 810, ohne den diese Zeit nicht möglich gewesen wäre, denn die Navigations-Funktion mit Kartendarstellung ist einfach super. Meine aufgezeichnete Strecke findet ihr über folgenden Link von Garmin Connect: http://connect.garmin.com/activity/335005661.

Vielen Dank an alle, die mir geholfen und an mich geglaubt haben! Bald geht es dann weiter mit dem 24 Stunden Rennen in  Kelheim, hoffentlich wird dies ebenfalls ein so schönes Erlebnis wie der Schweizer Radmarathon.

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