Der Moment mit ganz besonderem Kribbeln

Daniel Ernst(Von Daniel Ernst) Die Menschen träumen seit jeher vom Fliegen. Manche machen ihre Berufung zu ihrem Beruf. Unser Autor Daniel erobert den Himmel schon jetzt im Segelflieger, macht gerade den regulären Pilotenschein und beginnt in wenigen Monaten seine Ausbildung zum Piloten bei der Bundeswehr.

Wie kam es zu deinem Berufswunsch Pilot?
Ich wollte eigentlich schon immer Pilot werden. Ich wurde recht früh durch meinen Bruder mit der Begeisterung fürs Fliegen angesteckt. Er ist 13 Jahre älter als ich und begann eine Ausbildung zum Flugbegleiter als ich noch die Grundschule besuchte. Daher bekam ich immer sehr viele Geschichten zu hören und Bilder zu sehen. Oft saßen wir auch stundenlang zusammen auf der Besucherterrasse des nächsten Flughafens und beobachteten die Flugzeuge.

In welchen Momenten „kribbelt“ es beim Fliegen am meisten bzw. was war dein schönstes Flugerlebnis?
Ich glaube, dass es ein ganz besonderes Erlebnis gibt, das alle Piloten gemeinsam haben und das für jeden ein unvergesslicher Moment mit ganz besonderem „Kribbeln“ ist. Das ist der allererste Alleinflug. Dabei ist der Sitz des Fluglehrers zum ersten Mal leer und man ist auf sich allein gestellt. Viel Zeit, mir darüber Gedanken zu machen hatte ich zwar nicht, da ich zunächst nichts davon wusste und mein Lehrer einfach kurz vor dem Start wieder ausgestiegen ist. Er hat gesagt, ich solle alles genauso machen wie beim Flug davor auch. So richtig glauben konnte ich es aber erst, als ich nach dem Start zur Kontrolle auf den Hintersitz blickte und feststellte, dass dort wirklich keiner sitzt. Dann war plötzlich alle Anspannung vorbei und ich fühlte mich unglaublich erleichtert, glücklich und frei.

Was für eine Rolle spielt die GPS-Navigation  über den Wolken?
Die Navigation mittels GPS ist eine wichtige und vor allem sehr angenehme Möglichkeit den Standort zu bestimmen oder eine Route abzufliegen. Sie wird jedoch nie als alleiniges Navigationsmittel eingesetzt und so sollten Piloten auch bei Ausfall oder ohne GPS wissen wo sie sind.
Bei Flügen, bei denen nach Sicht navigiert wird, wird normalerweise eine Luftfahrtkarte verwendet. Hier kann man sich anhand markanter Geländepunkte orientieren. Zusätzlich hierzu spielt die Funknavigation eine wichtige Rolle. Auf dem Boden sind Drehfunkfeuer, sogenannte VOR’s, verteilt. Diese Bodenstationen kann man mit Leuchttürmen in der Schifffahrt vergleichen.
Bei Flügen nach Sichtflugregeln über den Wolken fällt nun eben die Navigation anhand des Geländes weg und die Funknavigation wird zum primären Orientierungsmittel.
Leider muss ich immer wieder feststellen, dass einige Piloten sich wahrscheinlich ohne GPS nicht mehr zurechtfinden würden. In meinem Heimatverein sind die meisten Maschinen mit einem Garmin GNS 430 ausgestattet. Bisher sind wir auch sehr zufrieden mit den Geräten, die sehr zuverlässig sind und viele Optionen bieten. Jedoch bedarf es bei einer solchen Komplexität einer gewissen Einarbeitungszeit, wenn man wirklich alle Funktionen nutzen möchte.

Wie schwer ist die Ein-Mann Navigation im Segelflieger? Gibt es technische Hilfsmittel?
Das kommt vor allem darauf an, wie genau und wie viel ich navigieren möchte oder muss. Da man ohne Motor komplett von der Thermik abhängt, lässt sich ein Flug nie exakt planen oder vorher berechnen. Wenn man dies wirklich tun würde und dann Kurse und Positionen während dem Flug in die Karte zeichnen und nebenher noch steuern wollte, dann hätte man in der Tat jede Menge Arbeit. Aber auch im Segelflieger hat die Technik natürlich längst Einzug erhalten. GPS, Navigationsrechner oder PDA’s gehören mittlerweile zur Standardausstattung.

Was wäre deine persönliche Traumroute (fürs Segelfliegen oder auch später)?
Ich werde nun noch mein Studium an der Universität der Bundeswehr in München beenden und hoffe anschließend eine aufregende und tolle Zeit bei meiner anschließenden fliegerischen Ausbildung in den USA zu haben. Dort möchte ich auf jeden Fall einmal mit ein paar Kameraden einmal quer durch Amerika fliegen. Von LA über die Rocky Mountains, den Mittleren Westen und dann weiter bis nach Florida.  Und dann möchte ich natürlich später auch an mindestens einem Einsatz in meiner Funktion als Pilot teilnehmen. Eingeplant bin ich für den U-Boot-Jäger und Seefernaufklärer P3C Orion. Das was ich bisher aus dem Einsatz am Horn von Afrika gehört habe klingt ziemlich spannend.

Über den Autor
Daniel Ernst ist Leutnant zur See und studiert an der Universität der Bundeswehr München. Er ist leidenschaftlicher Flieger und trotzdem auf dem Boden geblieben.

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